3. … 12. JanuarReiseroute: Los Antiguos – Puerto Tranquilo – Campo Alacaluf - Villa Cerro Castillo – Coihaique – Puerto Puyuhuapi - Caleta Gonzalo – Hornopiren - Puerto Montt, total 1379 km. Fotogalerie Zur Carretera AustralDiese durch Wildnis, um Fjorde herum und über Pässe im Urwald gebaute Strasse soll den chilenischen Süden erschliessen, um von den argentinischen Versorgungswegen nach Feuerland unabhängig zu sein. Es wird wohl noch viele Jahrzehnte brauchen, um sie fertig zu stellen. Puerto TranquiloBei Los Antiguos verlassen wir Argentinien. Am chilenischen Zollposten haben wir so richtig Ärger, weil wir die Einfuhrvorschriften für tierische und pflanzliche Waren total missachtet haben. Nach zweieinhalb Stunden Herumsitzen in Büros und nach zahllosen Verhören und Belehrungen werde ich schriftlich verwarnt, und muss der Vernichtung unserer Früchte und unseres Käses beiwohnen. Immerhin habe ich nun kapiert, dass sich die Chilenen ganz ernsthaft und seriös gegen das Einschleppen von Seuchen wie die Fruchtfliege oder die Maul- und Klauenseuche wehren. Ohne irgendeinen Vorrat an „Frischem“ fahren wir in das vermeintlich menschenverlassene Gebiet der Carretera Austral ein. Die recht schmale Kies-Strasse führt uns vorerst entlang dem Lago General Carrera, wie der Lago Buenos Aires in Chile heisst. Der über 150km lange See bringt uns den Vorteil, keinen eigentlichen Pass überqueren zu müssen, um auf die Westseite der Anden zu gelangen. Felsige Landschaften und schneebedeckte Bergkämme rahmen das Ufer ein, dazwischen eingeklemmt kleine Weideflächen und Blumenwiesen. Ausnahmsweise haben wir ein israelisches Autostopper-Pärchen mitgenommen, welches nun eingepfercht im schmalen Rückraum des Geo mit uns fährt. Viele junge Israelis sind so unterwegs und versuchen oft tagelang ohne Erfolg, das Geld für den Linienbus einzusparen. Kurz vor Puerto Tranquilo ziehen Regenwolken auf und bescheren uns einen seltenen doppelten Regenbogen. |
Valle ExploradoresWir befahren von Puerto Tranquilo aus ein Seitental, das Valle Exploradores. Dieses wird seinem Namen voll gerecht: Hier erleben wir Natur pur: Schmale Kiesstrasse, sich um Felsen und Lagunen windend, wilden valdivianischen Regenwald, Wasserfälle, Flüsse und Lagunen, und unzählige Blüten links und rechts der Strasse. Hoch oben an den Bergen hängen breite Gletscherzungen. Nalcapflanzen, eine Art Rhabarbergewächs, säumen ebenfalls die Strasse und Bäche. Nur sind deren Blätter mehr als doppelt so gross als bei unserem Rhabarber. Riesenfarne hängen über Felsen herunter oder bilden das „Unterholz“ des Urwaldes. Parque QuelatSpäter, erneut über schmale Kiesstrassen, erreichen wir hier zum ersten Mal einen Fjord des Pazifiks, wo viele von Lachsfarmen und Fischerei im Allgemeinen leben. Erneut haben wir durch dichten Urwald eine Passstrasse zu überwinden. Die Baumschluchten geben hie und da den Blick frei zu den Gletschern über uns. Ich gebe zu, wir sind ein wenig an die schöne Schweiz erinnert… Aber es gibt hier nicht viel zu träumen: Die Fahrt ist nicht ungefährlich, denn die hie und da entgegenkommenden Chilenen fahren rücksichtslos schnell und man erkennt sie bei Kuppen und Kurven erst im letzten Moment. Nicht minder gefährlich sind entgegenkommende Touristen, welche ihr Fahrzeug nur gemietet haben und das Befahren der tückischen Kiesstrassen zu wenig kennen. |
Auf dieser Carretera Austral begegnen einem Reisende mit so allen denkbaren fahrbaren Untersätzen: Die Backpacker und Autostopper (vor allem aus Israel), die Radfahrer, welche oft die gesamte Panamericana von Alaska bis Feuerland befahren und unsere absolute Hochachtung geniessen, dann Motorradfahrer und schliesslich Reisende mit einem Fahrzeug ähnlich wie wir es haben. Parque PumalinUnser Weg nördlich führt uns bei Chaiten vorbei, wo vor drei Jahren nach dem Ausbruch des Vulkans Chaiten zwei Drittel des Dorfes durch plötzlich auftretendes Hochwasser weggerissen wurde. Der Anblick der Hausruinen und des wegen behördlichem Beschluss nicht mehr aufgebauten Dorfes stimmt nachdenklich und traurig. Auch die Nordseite des Vulkans sieht verheerend aus. Der heisse Aschenregen hat grosse Teile des Urwaldes abgebrannt. 10km weiter ist die Natur wieder intakt und wir sehen das Reservat mit den riesigen Alerce-Bäumen, wovon die ältesten über 3000 Jahre alt sein sollen. Nach Puerto MonttZum Abschluss unseres Carretera Austral-Abenteuers haben wir zwei Fährenpassagen von fünf bzw. einer halben Stunde Dauer zu absolvieren, wobei wir glücklicherweise schönes und windstilles Wetter antreffen. Dann geht es nach Puerto Montt, der wenig malerischen Hauptstadt der Region des Los Lagos. |