2. … 7. MärzReiseroute: Kyela - Karonga - Mzuzu - Nkhotakota – Lilongwe - Monkey Bay - Dedza, 6 Reiseetappen, total 1163 km. Fotogalerie Mit grossen Erwartungen reisen wir von Norden her kommend in dieses relativ kleine afrikanische Land ein. Malawi hat nur 14 Millionen Einwohner und ist gerade mal dreimal so gross wie die Schweiz. Es liegt im grossen afrikanischen Grabenbruch, dem Great Rift Valley. Das „Valley“ ist hier mit Wasser gefüllt, dem Malawisee. Westlich davon türmt sich hoch über den See das Escarpement auf. Die Geländestufe überwindet eine Höhe von 474müM (Malawisee) bis auf durchschnittlich 1500müM zur Hochebene über dem See. Ein Kontinent zerreisstWenn man in Betracht zieht, dass der Urkontinent Gondwana vor etwa 150 Millionen Jahren zu zerbrechen begann und sich in die heutigen Kontinente aufteilte, dann ist der momentan (und dies seit 35 Millionen Jahren) entstehende Riss beim Great Rift Valley fast Gegenwart, und man möchte nur zu gerne zuhören, wie es kracht und knirscht bei diesem gewaltigen Zerreissvorgang. Wenn man aber die 30 bis 100km Rissbreite linear verteilt auf die 35 Millionen Jahre, ergibt sich im Schnitt eine jährliche Rissbreitenzunahme von gerade mal einem Meter auf tausend Jahre. Aber unsere Erde hat ja Zeit, diesen neuen Kontinent abzuspalten. Die Dauer eines menschlichen Lebens lässt die Beobachtung des ganzen Vorganges nicht zu. Uns bleibt lediglich eine sehr kurze Momentaufnahme. Trotzdem fasziniert uns der Verlauf des Great Rift Valley im östlichen Afrika immer wieder, die oft mit Wasser gefüllten Rissstellen und die z.T. sehr hohen Escarpement-Wände, meist am Westrand einer Stelle des Grabens. Konsequenz der gewaltigen Geländestufe in Malawi sind eigentlich drei Klimas und Vegetationszonen: Auf Höhe des Malawisees herrscht ein schwüles und heisses Klima, und dank den Regenzuflüssen aus dem Escarpement kann hier auch problemlos Landwirtschaft betrieben werden. Hier wird häufig Reis angebaut. Vermutlich ist es aber selbst den Malawiern hier zu heiss und sie halten sich offensichtlich lieber im Escarpement oder auf der Hochebene auf, wo zumindest die Nächte kühler und angenehmer sind. Die Bevölkerungsdichte ist jedenfalls dort oben weit grösser. Die Steilstufe des Escarpement löst häufige Regenfälle aus und hat, sofern nicht abgeholzt, fast die Vegetation eines Feuchturwaldes. Schon zu Zeiten der Kolonisation pflanzte man hier riesige Gummibaumwälder, aber auch viele Bananenstauden und Tabak an. Auf der Hochebene selber scheint es zwar ein wenig trockener zu sein, doch man sieht Ansätze, wo anstelle des Hackbaus etwas grossflächiger und rationeller Landwirtschaft betrieben wird. Auch hier hat es viele Tabakpflanzungen, neben Bananen, Mais, Erdnüssen, Zuckerrohr und Yams. Bei den Fruchtbäumen scheinen die Mangos vorherrschend. |
Unsere Fahrt durch Malawi gleicht einem Wechsel zwischen Niveau Malawisee und dem Hochland. Mehrfach suchen wir am See malerische Seelandschaften mit entsprechenden Campingplätzen oder Lodges. Die Preise sind meist hoch, aber die Qualität der Einrichtungen lässt sehr zu wünschen übrig. Allerdings wird das Ganze angenehmer, je südlicher wir fahren. Die Nächte sind heiss, und wenn kein Wind vom See her weht, nur schwer „schlafbar“. Dies ist dann der Grund, am nächsten Tag wiederum das Escarpement hoch zu fahren, und eine gute Übernachtungsqualität auf dem Hochplateau zu suchen. Die Fahrten durch das Escarpement hoch und runter sind landschaftlich die beindruckendsten Erlebnisse unserer Malawireise: Der weite Ausblick auf den See, die engen, steilen und kurvenreichen Strassen: Da ist die Tremola am Gotthardpass nichts dagegen… Dann die tropische Vegetation links und rechts, und die vielen kegelartigen Zwischengipfel entlang der Abbruchzone. Landschaftlich ist im Vergleich dazu das Hochplateau langweiliger. Aber stopp mit dieser Aussage: Man ist so schnell verwöhnt und fasziniert von den beiden anderen Geländearten. Das Hochplateau ist dicht bevölkert und grössere Städte befinden sich hier, so auch die recht moderne Kapitale Lilongwe. Und eben: Hier kühlt es in der Nacht deutlich ab, so gegen 18 bis 20°. Das Land scheint gastfreundlich und stolz zugleich. Dies erfahren wir gleich bei den konsequenten und langwierigen Verfahren zur Erlangung eines Visums. Wir wissen bei unserer Betrachtung eigentlich nicht so recht, sollen wir Malawi nun zu den ärmeren Ländern Afrikas zählen oder nicht. Zwar treffen wir immer wieder Kinder mit zerlumpten Hemden oder Hosen, aber im Allgemeinen scheint es den Leuten und dem Staat gut zu gehen. Eigentlich müssten hier alle zu essen haben. Malawi verfügt über ein dichtes Strassennetz, mit ganz ordentlicher Qualität. Es scheint auch, dass man hier Schlaglöcher relativ schnell ausbessert. Auch die Qualität von Reisebussen, Buschtaxis, Last- und Personenwagen ist einwandfrei. In Malawi gibt es praktisch keine Bumps auf den Strassen. Die Polizei geht offensichtlich davon aus, dass man Geschwindigkeitssignale und Fussgängerstreifen respektiert. Das mag ja sein, aber in Steigungen und Gefällen fahren Lastwagen-, Bus- und Buschtaxifahrer ähnlich verantwortungslos wie in Sambia und Tansania davor. Die Resultate sieht man mit zerbeulten, überschlagenen und verrosteten Fahrzeugswracks am Strassenrand. |
In Mzuzu treffen wir Corinna und Marcel, ein junges Schweizer Paar, welches auf einer Reise nach Afrika hier „hängen geblieben“ ist. Sie haben inzwischen zwei kleine Kinder und betreiben eine Tauchschule. Corinna ist zudem Sekretärin in einem Bergwerkunternehmen. Sie erzählt von den Problemen und den schönen Seiten des hier Lebens: Hier ein Haus und Angestellte zu besitzen, den grössten Teil des Jahres sehr angenehmes Wetter, andererseits der Druck durch die Vorsicht vor Malaria, Schlangen und giftigen Pflanzen, das zu heisse Klima am See unten, und die nun zu lösenden Fragen bezüglich Schule und Ausbildung für die Kinder. Zurück in die Schweiz zu wechseln würde neue Probleme aufwerfen: Jobs finden, Leben in einer Wohnung, etc. Und schliesslich sind wir bei Graham und Sylvia eingeladen, einen Tag mit ihnen am Südende des Malawisees zu verbringen, zusammen mit ihren Freunden. Sylvia betreut hier in Malawi Ernährungsprogramme und Graham berät Zuckerfabriken in angrenzenden Ländern. In angeregten Diskussionen hören wir, wie Sylvia die Problematik von HIV in Afrika sieht. Sie vermutet, dass es Generationen braucht, bis Afrika aus dem HIV-Schlamassel herausfindet. Sie sieht den Kern der Problematik in den freien sexuellen Umgangsformen der schwarzen Bevölkerung, in den sehr rückständigen Bildungssystemen, welche keine vernünftigen Aufklärungskampagnen zulassen, aber ebenso wenig greifende medizinische Gegenmassnahmen, wenn die Krankheit einmal ausgebrochen ist. Für uns sind solche Unterhaltungen wichtig. Sie erlauben uns einen Blick auf ein Land im Sichtwinkel von hier Lebenden. |